Was früher allgemein üblich war, ist heute wesentlich seltener zu finden. Die Rede ist vom Wohnen im Mehrgenerationenhaus. Vor allem im ländlichen Bereich finden Sie diese Lebensform noch auf traditionellen Bauernhöfen. Großeltern, Eltern und Kinder mit Ehepartnern leben dort noch unter einem Dach. Das hat auch einfach praktikable Gründe. Gerade in der Landwirtschaft übernimmt meistens die nächste Generation den Hof.
Und so ist es eine Selbstverständlichkeit, dass der älteste Sohn des Hauses das Familienunternehmen irgendwann übernimmt und mit Eltern und Großeltern, die ein lebenslanges Wohnrecht bei Überschreibung des Hofes erhalten, im Mehrgenerationenhaus zusammenwohnt. Das Haus wird von Generation zu Generation weitergegeben. Doch nicht jeden spricht diese Lebensform an.
Im Folgenden bekommen Sie ein paar interessante Informationen, welche Gründe dafür oder dagegen sprechen, dass das Wohnen im Mehrgenerationenhaus funktioniert. Und zudem wird eine neue Art des Mehrgenerationenhauses, die aufgrund eines Bundesprogrammes zum modernen Trend zu werden scheint, vorgestellt.
Individuelle Entscheidung
Was für die einen als Segen betrachtet wird, weil sie darin viele Vorteile erkennen, ist für andere ein großer Fluch. Wie bereits erwähnt war diese Lebensform vor 50 bis 100 Jahren noch allgemein üblich, verliert aber in dieser klassischen Form immer mehr an Bedeutung. Das liegt zum großen Teil an der Emanzipation der Frau. Auch die Damen werden in der heutigen Zeit immer unabhängiger und können selbst für sich sorgen. Die klassische Ehe ist zwar immer noch die beliebteste Lebensform in unserer Gesellschaft, aber auch hier ist ein deutlicher Rückgang zu erkennen.
Man kann auch ohne Trauschein eine Partnerschaft führen. Und dieses wird auch gesellschaftlich akzeptiert. Die jungen Menschen sind nicht mehr bereit, sich so fest zu binden wie in früheren Zeiten. Jeder beharrt auf möglichst viel Freiheit im Leben. Singlewohnungen werden vor allem in Großstädten immer gefragter. Und dies wirkt sich zwangsläufig auch darauf aus, dass das Mehrgenerationenhaushalt in der klassischen Form an Attraktivität verliert.
Privatsphäre
Für diejenigen, die ein höchstes Maß an individueller Freiheit und Privatsphäre für sich beanspruchen, ist eine solche Lebensform absolut undenkbar. Sie sehen das als großen Fluch. Schließlich möchten sich Kinder und Enkelkinder ungern von den Eltern oder Großeltern in ihr Leben hineinreden lassen. Man möchte seine eigenen Entscheidungen treffen können. Man möchte sein Leben so gestalten, wie es einem selbst beliebt, ohne Kompromisse eingehen zu müssen.
Es ist nun einmal so, dass gewisse moralische Vorstellungen bei den unterschiedlichen Generationen in eine völlig verschiedene Richtung gehen können. Starke Differenzen in den individuellen Wertvorstellungen können zu großen Konflikten führen.
Beziehungen sollten harmonisch sein
Der Kernkonflikt in einem klassischen Mehrgenerationenhaushalt wurde eben schon ganz kurz angesprochen. Nicht in allen Familien sind die Verhältnisse gut. Der Generationenkonflikt kann auch oftmals ein Problem werden: Die Schwiegermutter mischt sich plötzlich in die Kindererziehung ein und schreibt den jungen Eltern vor, wie Erziehung funktioniert. Solche Zerwürfnisse sind keine gute Grundlage, um unter einem Dach zu leben.
Harmonie hereinspaziert
Natürlich kann dieses klassische Mehrfamilienhaus auch ein Segen sein. Wenn dieser eben genannte Konflikt nicht besteht, können sich alle Familienmitglieder ergänzen. Vor allem, wenn die Kinder recht klein sind, sind junge Eltern sehr dankbar, wenn sie Unterstützung bei der Kinderbetreuung erhalten. So finden beide mehr Zeit für gemeinsame Aktivitäten zu zweit. Auch ist das Leben im Mehrfamilienhaus unter Umständen einfacher.
Schließlich ist es möglich, dass man gemeinsam kocht und isst, wodurch Sie sicherlich etwas Geld einsparen können. Lästige Arbeiten wie das Mähen des Rasens können geteilt werden. Viele unterstützende Hände können sich ergänzen. Und die älteren Generationen drohen nicht zu vereinsamen. Es ist immer jemand im Haus, der sich mit ihnen auch unterhalten kann oder im Bedarfsfall bei einfachen Dingen helfen kann. Schließlich ist man im Alter nicht mehr ganz so rüstig und zu allem in der Lage. Jede Bewegung fällt schwerer.
Und wenn da die Kinder oder Enkel helfen können, ist das eine enorme Entlastung. Vor allem die Enkelkinder profitieren enorm von einer solchen Lebensweise. Was gibt es Schöneres, als auch von Opa und Oma verwöhnt zu werden? Diese können zudem sehr viel Unterstützung bei der Haushaltsbetreuung leisten. Den Eltern fehlt oft die Zeit dazu. Und alte Menschen haben im Rentenalter meistens genügend Zeit. Zudem haben sie damit eine sinnvolle Beschäftigung in ihrem Alltag.
Was ist ein Mehrgenerationenhaus?
Moderne Mehrgenerationenhäuser gibt es in fast ganz Deutschland. Durch diese wird das nachbarschaftliche Miteinander gefördert. Man versteht darunter neben den bereits oben erwähnten klassischen Mehrgenerationenhäusern auch Begegnungsorte, an welchen die verschiedenen Generationen aktiv miteinander leben. Also betrifft das nicht nur die familiären Generationen, sondern geht darüber hinaus. Ein Mehrgenerationenhaus bietet Platz für gemeinsame Unternehmungen von Jung und Alt. Alter oder Herkunft spielen in dieser innovativen Hausart keine Rolle. Jeder kann dort leben.
Die verschiedenen Generationen helfen sich durch ihre individuellen Kompetenzen und Erfahrungen gegenseitig. In Deutschland gibt es mittlerweile sogar ein „Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus“. An diesem beteiligen sich bereits über 500 Häuser im Land. Jeder, der sich mit seinen individuellen Fähigkeiten oder Talenten einbringen möchte und andere unterstützen möchte, ist im Mehrgenerationenhaus gut aufgehoben. Zudem fördert diese Wohnform auch das Entdecken oder Verbessern eigener Talente und Kompetenzen. Bedarfsgerechte Angebote bei freiwilligem Engagement sowie Teilhabe und Förderung der digitalen Bildung aller Generationen, das sind Kernaussagen, die das Bundesprogramm als Ziel ausgibt.
So finden Sie ein Mehrgenerationenhaus
Wenn Sie ein solches Mehrgenerationenhaus wie eben beschrieben finden möchten, so sollten Sie die offizielle Webseite des Bundesamtes für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aufsuchen. Dort können Sie dann für ihre Wohngegend in einer Maske nach einem Mehrgenerationenhaus suchen.
Wenn Sie ein klassisches Mehrgenerationenhaus für Ihre Familie inklusive Eltern und Großeltern suchen, so ist das bei den diversen Immobilienanbietern im Internet oder bei einem klassischen Immobilienmakler Leipzig, Köln, Hamburg, München oder an jedem anderen Ort in Deutschland möglich. Natürlich müssen Sie schauen, ob es aufgrund der aktuellen Marktsituation überhaupt passende Angebote für Immobilien, in denen ein solches Wohnen mit mehreren Generationen möglich wäre, überhaupt verfügbar sind. Letztendlich können Sie natürlich auch, wenn es finanziell möglich ist, den Neubau eines Mehrgenerationenhauses finanzieren.
Welche Vorteile bietet das Zusammenwohnen von Jung und Alt?
Das Mehrgenerationenhaus hat viele Vorteile. Sowohl Jung als auch Alt können davon profitieren. Gerade für ältere Menschen bietet sich die Gelegenheit, eine geeignete Unterstützung bei der Pflege durch die jungen Menschen zu erhalten. Diese wiederum können bei alltäglichen Problemen durch ihre Lebenserfahrung die junge Generation psychisch unterstützen. Auch beiderseitige aktive Hilfe im Alltag ist ein enormer Vorteil. So können die Rentner die junge Mutter bei der Kinderbetreuung entlasten und diese kann wiederum in einem medizinischen Notfall schnell helfen oder um Hilfe rufen.
Welche Risiken birgt diese Wohnsituation?
Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Das Leben in einem Mehrgenerationenhaus kann auch zu Problemen führen. Vor allem sind Generationenkonflikte vorprogrammiert, wenn es einer Seite an der nötigen Toleranz fehlt. Stellen Sie sich vor, dass die jungen Menschen im Haus eine laute Party veranstalten wollen, und die alten Menschen fühlen sich davon genervt. So ist es unbedingt erforderlich, dass alle auf die anderen im Haus Rücksicht nehmen. Tun sie das nicht, kann es zu sehr großen Konflikten kommen, die das Zusammenleben unmöglich machen.