Die Landwirtschaft ist auch in diesem Jahr unbenommen ein wichtiger Wirtschaftszweig, da er die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung sicherstellt. Doch trotz seiner Bedeutung für das Gemeinwohl birgt der Beruf für den Bauern viele Herausforderungen und Risiken. Die gravierendste davon ist die Zukunftsangst, die viele Landwirte nicht zuletzt angesichts der volatilen Wirtschaftslage heutzutage empfinden. Dieser Artikel wird sich mit den Gründen für Zukunftsangst auf dem Bauernhof beschäftigen und Tipps geben, die Ihnen als Landwirt bei der Bewältigung der damit einhergehenden Sorgen helfen.
Gründe für Zukunftsangst auf dem Bauernhof
Die Gründe, die vermehrt zu einer ausgeprägten Zukunftsangst bei modernen Landwirten führen, sind vielseitig. Landwirtschaft ist ein anspruchsvoller Beruf, der sowohl körperlich als auch emotional fordernd sein kann. Eine der größten Herausforderungen für viele Landwirte ist jedoch nicht die eigentliche Tätigkeit im Agrarsektor, sondern deren Sicherung. Die politischen Vorgaben und Beschlüsse, die sich heutzutage auf die Landwirtschaft auswirken, die ökologischen Anforderungen und die daraus resultierenden finanziellen Herausforderungen tragen maßgeblich dazu bei, dass Bauern sich unsicher und überfordert fühlen. In den meisten Fällen resultiert die Zukunftsangst aus einem (oder einer Kombination) der folgenden Sachverhalte:
Finanzen – Schuldenfalle Kostendeckung unter Inflationsbedingungen
Die finanzielle Situation auf dem Bauernhof ist schon seit Jahren angespannt: Die Erlöse in der Branche sind gesunken, die Subventionen decken die Löcher im Haushalt längst nicht mehr und obendrein sind auch noch die Kosten für den Unterhalt und Betrieb von wesentlichen landwirtschaftlichen Maschinen im Zuge der Inflation massiv gestiegen. Dies führt zu einem großen Leidensdruck bei den Agronomen und mündet in einigen Fällen gar in einen diagnostizierten Burnout, wenn es nicht mehr gelingt, die Zukunftsangst zu bewältigen. Letzteres ist hinsichtlich der Kostenebene bedauerlicherweise auch gar nicht so einfach, denn finanziell birgt ein Bauernhof viele Herausforderungen.
Nicht nur landwirtschaftliche Maschinen wie Egge, Kompaktschlepper und Pflug müssen finanziert und instandgehalten werden, auch weitere Unterhaltskosten fallen für einen Landwirt an. Abhängig von der individuellen Ausrichtung Ihres Betriebs können das beispielsweise Futter- und Behandlungskosten für Nutzvieh, Pachtkosten oder Löhne für Saisonhelfer sein. Diese Kosten führen insbesondere unter den Belastungen der aktuellen Energiekrise dazu, dass viele Bauern sich über ihre finanzielle Situation konkrete Sorgen machen und nicht bloß Angst haben, in Zahlungsverzug zu geraten, sondern sogar mit dem Gedanken konfrontiert werden, ihren Hof möglicherweise zu verlieren.
Körperliche Belastung – wenn morgens bis abends ‚ackern‘ Alltag ist
Neben den finanziellen Verpflichtungen, die sich aus der Bewirtschaftung eines Hofs ergeben, müssen Sie sich in diesem Berufszweig tagtäglich mit einem weiteren Aspekt auseinandersetzen, der nicht spurlos an Ihnen vorübergeht. Gemeint ist das allgemeine Arbeitspensum, denn dieses ist auch in der heutigen, vermeintlich technikverwöhnten Zeit unvermindert hoch: Die Tätigkeit auf dem Bauernhof ist körperlich sehr anstrengend.
Hofeigner müssen sich jeden Tag mit schwerer Arbeit beschäftigen und oft lange, ungewöhnliche Arbeitszeiten in Kauf nehmen. Der Agrarsektor ist anspruchsvoll und es gibt praktisch zu jeder Tages- und Nachtzeit zu tun. Daraus ergibt sich ein ausgesprochen hoher Leidensdruck bei den Verantwortlichen, denn es ist denkbar, dass unter dieser extremen Belastung gesundheitliche Beeinträchtigungen entstehen, die langfristig zu einem Verlust der Lebensqualität oder gar der Berufsfähigkeit führen können. Daran kann auch ein erhöhter Ausstattungsstandard in Milchbetrieben und Co zunächst nichts ändern.
Arbeitszeiten – selbst und ständig unter Strom
Die Arbeitszeiten auf dem Bauernhof sind oft unregelmäßig und können sehr lang sein. Im Agrarwesen Beschäftigte müssen oft in den frühen Morgenstunden aufstehen und bis spät in die Nacht arbeiten, um ihre Arbeit zu erledigen. Diese unregelmäßigen Arbeitszeiten sind eine der häufigsten Ursachen dafür, dass viele Hofeigner sich erschöpft und ausgebrannt fühlen. Anders als ähnliche geplagte Arbeitnehmer aus dem Wechselschichtdienst, der ähnlich belastend für das Herz-Kreislauf-System ist, hat der Agronom nicht einmal örtlich einen klar definierten Feierabend.
Denn in der Regel bewirtschaftet er seinen Hof nicht bloß, sondern lebt auch dort, was bedeutet, dass er seine Arbeit im wahrsten Sinne des Ausspruchs ‚mit nach Hause nimmt‘. In so einer Situation sind sie dann entsprechend viel leichter geneigt, sich zu übernehmen, da sie die ungetane Arbeit auf diese Weise immer vor Augen haben und weniger scheuen, beispielsweise am späten Abend noch einmal hinauszufahren, um Unerledigtes noch vor Mitternacht abzuwickeln. Dieser Teufelskreis fordert jedoch bereits nach wenigen Jahren seinen Tribut, da der Stresslevel faktisch nicht mehr sinkt.
Klimawandel – zwischen realer Misere und bürokratischen Hürden eingepfercht
Der Klimawandel stellt für viele Höfe eine große Herausforderung dar. Er kann dazu führen, dass die Ernte wegen Dürren ausfällt, was für die finanzielle Situation des Hofes bedrohlich sein kann. Der Klimawandel kann aber auch weitere extreme Witterungsbedingungen wie Überschwemmungen verursachen, die das Arbeiten auf dem Bauernhof erschweren und die Ernte nicht minder beeinträchtigen können. Diese Unsicherheiten und Risiken wären allein schon verheerend genug, um in vielen Agrarschaffenden die Angst aufkeimen zu lassen, womöglich ihre Höfe und ihren Lebensunterhalt zu verlieren.
Doch hinzu kommt der Druck aus dem politischen Tagesgeschehen, das mehr und mehr in die Arbeitsprozesse und die bewährten Methoden der Bauern eingreift. Vor dem Hintergrund der Klimawende ist so beispielsweise das Agrarpaket geschnürt worden. Doch die Veränderungen und Restriktionen, die dessen Agenda vorsieht, sind für den Agrarsektor nur schwer zu verkraften: Der Einsatz von Düngemitteln soll reduziert werden, um die Nitratwerte im Grundwasser zu verringern. Auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln soll verschärft werden und darüber hinaus ein Gütesiegel für Fleisch eingeführt werden.
Diese Veränderungen sind insbesondere für die Wirte kleinerer und mittlerer Bauernhöfe finanziell nicht tragbar und nehmen ihnen die Zukunftsaussichten. Hinzu kommt der Vertrauensbruch, den die Beschäftigten in den ausgeweiteten Vorschriften verstehen – viele fühlen sich von der Gesellschaft zu Unrecht als mutwillige Umweltgefährder verunglimpft und sehen nicht nur die Zukunft ihres individuellen landwirtschaftlichen Betriebes bedroht, sondern den Berufsstand insgesamt.
Tipps gegen Zukunftsangst
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie als Landwirt Ihre Zukunftsangst bewältigen können. Einige davon sind:
- Informieren und Fortbilden: Sie sollten sich über die aktuellen Trends und Entwicklungen in Ihrer Branche informieren und sich gezielt fortbilden. Als Faustformel gilt, wer stets im Bilde ist, den kann wenig böse überraschen.
- Netzwerke und Zusammenarbeit: Schließen Sie sich mit anderen zu regionalen Bündnissen oder lokalen Interessengemeinschaften zusammen, um gemeinsam Projekte zu realisieren oder Ihre Produkte und Dienstleistungen in Hofladenkollektiven zu vermarkten. Die Redensart ‚zusammen ist man weniger allein‘ trifft in diesem Fall auch auf die Agronomie zu. Zudem haben viele Stimmen gegenüber den politischen Akteuren schlicht mehr Gewicht und Chance, Gehör zu finden.
- Innovation und Technologie: Dieser Punkt knüpft an den ersten Tipp an – setzen Sie sich mit neuen Technologien und innovativen Methoden bewusst auseinander, um Ihre Produktivität und Effizienz zu steigern. Bleiben Sie offen für Veränderungen, finden Sie Zeit, um sich auf Messen qualifiziert beraten zu lassen, denn nur dann kann die Arbeitssituation auf Ihrem Hof durch eine Verbesserung des technischen Standards langfristig profitieren.
- Diversifizierung: Viele Hofbetreiber sträuben sich aus Gewohnheit dagegen, doch es ist längst erwiesen, dass Sie Ihr Risiko einer Missernte unabhängig von den klimatischen Bedingungen eines Jahres deutlich minimieren können, indem Sie Ihre Produktion diversifizieren und nicht nur auf eine einzige Kultur oder einen einzigen Absatzmarkt setzen. Nehmen Sie sich gezielt Zeit, um eine solche Umstrukturierung zu planen und konferieren sie ggf. mit Fachkollegen, die diesen Weg bereits eingeschlagen haben. Eine gelungene Wirtschaft lebt schließlich vom Austausch.
- Finanzielle Vorsorge: Planen Sie Ihre Finanzen gut und sichern Sie sich für unvorhergesehene Ereignisse ab. Auch der bloße Abschluss von Versicherungen kann dazu beitragen, Ihre Zukunftsangst zu bewältigen. Für eine Vielzahl der Betroffenen ist es gerade der Lebensabend, der Sorgen bereitet, und gerade dort können Sie anfangen. Nutzen Sie die Chance und lassen Sie sich ganz konkret zu den Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge beraten, die zu Ihrem jeweiligen Budget passt.
- Auf die eigene Gesundheit achten: Es mag in diesem Berufsstand aberwitzig klingen, aber nehmen Sie sich Zeit für sich. Wer nie eine Pause einlegt, den zwingt der eigene Körper irgendwann vernichtend in die Knie. Daher ist es unerlässlich, dass Sie feste Ruhezeiten und Erholungspausen avisieren und diese einhalten. Das ist das Mindeste, das Sie tun können, um Ihre körperliche und mentale Gesundheit zu erhalten. Weiterhin kann es auch guttun, sich bei den ersten Anzeichen innerer Ausgebranntheit ärztliche oder therapeutische Unterstützung zu suchen. Versagen Sie sich nichts, das Ihnen helfen könnte.
Fazit
Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, der die Ernährung der Bevölkerung sicherstellt. Aber für die Bauern ist dieser Beruf mit vielen Herausforderungen und Risiken verbunden. Um die damit einhergehende Zukunftsangst zu bewältigen, ist es unerlässlich, dass Landwirte sich fortbilden, sich vernetzen, auf innovative Technologien setzen, ihre Produktion diversifizieren, ihre Finanzen planen und auf ihre eigene Gesundheit achten.
Es ist wichtig, dass Sie als Landwirt darüber hinaus in allen genannten Bereichen auch professionelle Unterstützung suchen und annehmen, um die besten Strategien für sich selbst zu entwickeln. Auch die Hilfe von Familie, Freunden und der lokalen Gemeinschaft kann helfen, aufkeimenden Leidensdruck zu minimieren und einem Burnout vorzubeugen. Denn nur, wenn Sie Ihre Zukunftsängste konkret ansprechen und nicht damit hinter dem Berg halten, kann diese tatkräftig angegangen werden, um eine erfolgreiche und nachhaltige Zukunft für Ihren Hof und Ihre Familie zu sichern.