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Wie entwickeln sich Umweltbewusstsein und Umweltverhalten?

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Egal zu welchem Zeitpunkt in der Öffentlichkeit die Diskussion über Umweltbewusstsein auftritt. Unweigerlich tut sich eine Kluft zwischen Umweltverhalten und Umweltbewusstsein auf. Doch was ist damit eigentlich gemeint? In vielen wissenschaftlichen Untersuchungen wurde herausgefunden, dass die Menschen zwar ein großes Umweltbewusstsein besitzen, aber ihr Umweltverhalten nicht danach ausrichten. Die Gesellschaft ist in dem Glauben, alles Mögliche „erreicht“ zu haben und dass wir sparsamer mit den Ressourcen umgehen sollten. Doch bei den meisten Menschen ist das gerade angeschaffte Auto noch größer und leistungsstärker als das vorherige.

Auch der Wochenendausflug geht nicht in benachbarte Städte, sondern es geht mit dem „Billigflieger“ in Richtung Mallorca und Co. Die wissenschaftliche Sozialforschung hat herausgefunden, dass eine positive Einstellung zum Umweltschutz nicht unbedingt immer mit einem umweltgerechten Verhalten korrelieren muss. Worin liegt diese Kluft also begründet? Eines vorweg: Eine einheitliche Theorie, die eine plausible Erklärung für diese Verhaltensweise liefern könnte, gibt es nicht.

Finanzielle Aspekte spielen eine Rolle

Entscheidet sich jemand im Supermarkt für konventionell erzeugte Produkte anstatt für Bio-Produkte, dann liegt es nahe, finanzielle Gründe dahinter zu vermuten. Der Käufer hat hier die Kosten-Nutzen-Motive abgewägt. Bei einem leistungsstärkeren Auto hingegen können Sparmotive jedoch nur schwerlich begründet werden.

Die Menschen verhalten sich nur so lange umweltbewusst, wenn dies mit geringen Kosten verbunden ist. Wenn es teurer wird, schwindet das Umweltbewusstsein beim Mensch. Diese Tatsache könnte auch eine Reihe von Verhaltensweisen gut erklären. Vor allem solche, die mit einer direkten Wahlsituation und einer bewussten Entscheidung verbunden sind.

Die meisten Verhaltensweisen basieren jedoch auf Gewohnheiten und deshalb findet eine Kosten-Nutzen-Abwägung kaum noch statt. Manchmal sind die Mehrkosten auch so gering (zum Beispiel beim Kauf von Bio-Eiern), dass die Kosten-Nutzen-Abwägung bei einem bewussten Entscheidungsprozess kaum eine Rolle spielt. Oftmals ist bei den Menschen umweltfreundliches Verhalten sogar mit Sparen verbunden. Dies kann das Runterdrehen der Heizung, Isolierung der Fenster oder das komplette Ausschalten des Stroms bei Abwesenheit sein.

Gründe für mangelndes Umweltverhalten

Neben der Kosten-Nutzen-Abwägung lassen sich aber noch weitere Indizien für ein nicht umweltgerechtes Verhalten ausmachen:

  • Einbeziehung des Verhaltens in die persönliche Lebensart (zum Beispiel ist es im Trend, in die Karibik zu fliegen).
  • Bedürfnis nach Wohlbefinden (im eigenen Auto ist es angenehmer als in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch im Winter möchten die Menschen frisches Obst essen und bevorzugen ein entspannendes Bad anstelle einer Dusche).
  • Routine von Alltagshandlungen (es werden meistens die gleichen Produkte gekauft).
  • Zwickmühle zwischen persönlichen Interessen und Regeln (wenn alle auf der Autobahn 100 km/h – wie vorgeschrieben – fahren, hat derjenige, der sich daran nicht hält, freie Fahrt).

Umweltbewusstsein vs. Umweltverhalten

Zahlreiche durchgeführte Umfragen, national wie international zeigen eindeutig, dass die Mehrheit der Befragten von sich selbst behaupten, ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein zu besitzen. Sogar mehr als zwei Drittel stimmen Aussagen wie „Wenn wir so weiter machen wie bisher, steuern wir auf eine Umweltkatastrophe zu“ oder „Es ist noch immer so, dass die Politiker viel zu wenig für den Umweltschutz tun“ zu.

Untersucht man dann aber das tatsächliche Umweltverhalten der Menschen, treten erhebliche Widersprüche auf. Oftmals wird von den Befragten betont, wie umweltschädlich Flugreisen doch sind und dass die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln so viel sinnvoller ist. Trotzdem starten und landen Flugzeuge nach wie vor, manchmal sogar mit nur wenigen Passagieren. Ein ungefähr gleiches Verhalten kann auch auf den Straßen beobachtet werden, insbesondere in großen Metropolen oder Großstädten. In aller Regel verfügen Städte über ein gut aufgebautes Netz für öffentliche Verkehrsmittel und trotzdem sind die Straßen zur Rushhour chronisch mit Autos verstopft, in denen sogar meistens nur eine Person sitzt.

Wie entsteht Umweltbewusstsein?

Das Umweltbewusstsein beschreibt die Tatsache, dass ein Mensch eingesehen hat, durch sein Tun und Handeln, die natürliche Umwelt – und damit auch seine eigene Lebensgrundlage – zu gefährden und zu schädigen. Umweltbewusstsein setzt sich aus Umwelteinstellung, Umweltwissen, Verhaltensintentionen im Zusammenhang mit der Umwelt und dem tatsächlichen Umweltverhalten zusammen.

Umweltbewusstsein in Deutschland

Was meinen Sie; wie umweltbewusst sind die Deutschen? Diese Frage wird alle zwei Jahre von einer repräsentativen Studie des Umweltbundesamtes beantwortet. Die neuesten Erkenntnisse sind von Februar 2022. Die darin enthaltenen Schwerpunktthemen spezialisieren sich auf Klimaschutz, Klimawandel und gesellschaftlicher Wandel. Ende des Jahres 2020 wurden hierzu über 2.000 Bürger Deutschlands befragt.

Die weitreichenden Ergebnisse wurden in einer Ergebnisbroschüre gebündelt. Hierbei ging es um

  • Umweltverhalten, Umwelt- und Klimabewusstsein und Handlungsbereitschaften,
  • Bestimmung von Umweltbewusstseinstypen,
  • Bewertung politischer Maßnahmen und Meinungen zur Verantwortung sowie vieles mehr.

Die Studie wurde vom infas-Institut für angewandte Sozialforschung sowie dem ISOE-Institut für sozial-ökologische Forschung im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt. Hierbei hatte das Öko-Institut eine besonders ansprechende Aufgabe: Es hat sich in Menschen hineinversetzt, die politische Entscheidungen treffen müssen. Stellen Sie sich vor, Sie stehen nun vor einem ungeheuren Datenschatz dieser Studie und fragen sich nun, was Sie damit anfangen. Hierzu hat das Öko-Institut die Ergebnisse ausgewertet und ein Policy-Paper verfasst. Dazu wurden

  • die Ergebnisse der Studie in den Themengebieten Ernährung, Klimaschutz und Mobilität ausgewählt,
  • mit Hintergrundwissen gepaart,
  • mit dem Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung verglichen und
  • bedeutende Botschaften herausgearbeitet.

Daraus entstanden dann die Thesen, dass sich etwas ändern muss, die Bevölkerung es aber nicht alleine schaffen kann oder will und dass Transformationsmaßnahmen vonnöten sind. Dazu zählen zum Beispiel Kostenwahrheit, Infrastrukturen, Nudging (Strategie zur Verhaltensänderung) und neue Standards.

Einfluss der Massenmedien

Das Phänomen Umweltbewusstsein geht eng mit der Bedeutung der elektronischen Medien einher. Vor allem das Fernsehen hat hier besonderen Einfluss auf den Prozess der Verschmelzung unseres Planeten zu einem „globalen Dorf“. Heutzutage weiß jeder über weit entfernte Länder Bescheid, sowie über Naturkatastrophen in Thailand, Indien oder New Orleans. Durch die Erfindung des Internets wurde dieser Informationsaustausch noch intensiviert.

Durch verschiedene Auswahlmechanismen, besonders das Fernsehen, strömen Katastrophen aus aller Welt in die heimischen Wohnzimmer. Die Menschen, die gemütlich und geschützt vor ihrem Fernsehen sitzen, bekommen so den Eindruck vermittelt, dass die Welt voller Risiken und Katastrophen ist, darunter zudem auch noch ein unkalkulierbares Umwelt- und Naturrisiko besteht.

Auf diese Art und Weise werden die Medien zu einer nie versiegenden Quelle von Umweltbewusstsein. Demgegenüber steht das passive Verharren der Zuhörenden und Zuschauenden.

Im Kontrast zu dieser schlimmen Welt da draußen, steht die eigene kleine Welt zu Hause, in der alles in Ordnung scheint. Es gibt hier scheinbar kein Handlungsbedarf, da alles in einem guten Zustand ist. Demnach fühlen sich laut einer Studie aus dem Jahr 2006 auch nur 16 % der Bürger durch Autoabgase und 13 % durch Straßenverkehr stark gestört. Gerade deshalb scheint es auch erklärlich, dass die meisten Menschen die globalen Umweltzustände für schlimm empfinden und einen großen Handlungsbedarf sehen. In ihren eigenen vier Wänden halten sie Änderungen jedoch nicht für notwendig.

App soll mehr Umweltbewusstsein fördern

Das deutschlandweite Rücknahmesystem von LED- und Gasentladungslampen „Lightcycle“ hat neue Wege eingeschlagen. Um die Menschheit für das Thema Recycling zu sensibilisieren, haben sie eine App entwickelt, die einerseits Unterhaltung bietet, andererseits aber auch viele Informationen in Sachen Umwelt liefert. Die App heißt „Recycling Master“ und ist kostenfrei verfügbar, bei der die Menschen ihrem Spieltrieb und ihrem Umweltbewusstsein und Umweltverhalten nachgehen können.

Mit diesem informativen und unterhaltsamen Spiel möchte das Unternehmen insbesondere jüngere Menschen ansprechen und eine ordnungsgemäße Entsorgung von Altlampen sowie alltägliche Gegenstände des Hausmülls näher bringen. Das Spielvergnügen ist jedoch selbstverständlich nicht nur der jüngeren Generation überlassen.

Papiertragetaschen haben bessere Ökobilanz

Papiertragetaschen bringen einige Vorteile mit sich, gerade wenn es um Umweltverträglichkeit geht. Die Papiertragetaschen bestehen aus einem nachwachsenden Rohstoff, sind biologisch abbaubar und wiederverwertbar. Zudem sind sie nachhaltig produziert. Des Weiteren sind Papiertragetaschen stabil und der Inhalt ist aufgrund der Festigkeit gut geschützt.

Bereits im Jahr 2015 fand ein schwedisches Umweltforschungsinstitut heraus, dass Papier weitaus bessere Klimaeigenschaften besitzt als Kunststoff. Sollten doch einmal Papiertragetaschen in die Umwelt gelangen, können sie keinen größeren Schaden anrichten – ganz anders als bei den Plastiktüten. Vielleicht können wir alle irgendwann einmal ganz auf Taschen verzichten und kaufen unsere Produkte unverpackt. Nachhaltig Einkaufen – dieses Bewusstsein steigt bei der Menschheit stetig an. Hier können die sogenannten Unverpackt-Läden eine umweltbewusste Alternative darstellen.

Fazit: Wir müssen reden!

Auch wenn Corona in den letzten Monaten die Medien stark beherrschte, wurde Nachhaltigkeit sowie Klima- und Umweltschutz keineswegs vernachlässigt. Die meisten Menschen wünschen sich nur einen glaubwürdigeren politischen Diskurs. Sie fühlen sich von der Politik alleingelassen, gerade die jüngeren Menschen unter uns. Dabei sollte sich die Politik nicht nur mit den aktuellen sozialen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen an Jüngere richten, denn diese Probleme betreffen uns alle. In vielerlei Hinsicht ist Deutschland noch weit entfernt von einem nachhaltigen Lebensstil und einer nachhaltigen Wirtschaft. Schließlich geht es darum, wie wir alle in Zukunft leben wollen und wie diese Verantwortung über Generationen hinweg gehalten werden kann. Dazu wird eine konstruktive gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung erforderlich – mit Jung und Alt! Umweltbewusstsein und Umweltverhalten geht uns alle an.

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